Moderation: Mehr als Kommentare
Hier will ich noch einmal ganz kurz die Parler-Debatte a.k.a Deplatforming streifen. Denn hier zeigt sich, dass Moderation eben nicht nur eine Frage von Content und Konten ist. Joan Donovan hat die verschiedenen Ebenen der Moderation in der Technologie-Infrastruktur so definiert (es gibt auch noch andere Varianten, siehe z.B. Mike Masnick)
Für mich deutlich sichtbar: Je tiefer wir nach unten gehen, desto folgenreicher ist ein Eingriff. Parler kann vielleicht auf App-Stores verzichten, aber mit eigenen Servern zu operieren, ist kostspielig. Auf Ebene der Domain-Registrierung oder von Internet-Providern blockiert zu werden, wäre noch einmal problematischer.
Am Ende gibt es immer Untergrund-Alternativen, aber ich glaube, es lassen sich drei Schlüsse ziehen:
1. Je tiefer ein Anbieter in der Infrastruktur-Ebene liegt, desto weniger sollte er für den Inhalt verantwortlich gemacht werden, der durch seine Instanz fließt. Und desto seltener sollten moderative Eingriffe sein, bis hin zum Verbot. De facto aber gibt es hier rund um den Globus schon lange Eingriffe auf Provider-Ebene, zum Beispiel rund um Kriege oder Wahlen.
2. Die Moderation auf jeder Ebene muss sich auf Verstöße auf exakt dieser Ebene beziehen.
3. Vertikale Integration sollte hier kartellrechtlich möglichst verhindert werden (Google ist zum Beispiel bereits in den vier oberen Ebenen aktiv, versuchsweise aber zum Beispiel auch als Internet-Provider). Und auf jeder Ebene sollte versucht werden, in Richtung ausreichender Konkurrenz (de)reguliert zu werden (Ebene 7 fällt als Infrastruktur etwas aus diesem Raster raus).